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Zitat aus GEO Wissen:(gesamter Artikel hier anklicken)

Resilienz: Die Suche nach dem inneren Halt

Autor: Constanze Kindel:

 

...Lange Zeit galt, dass Krisen, Katastrophen, Kindheitstraumata fast unausweichlich zerbrochene Leben produzieren. Menschen, die nicht dauerhaft beschädigt aus extremen Ereignissen und Erfahrungen hervorgingen, betrachtete die Wissenschaft als Ausnahmeerscheinung. Ein US-Psychologe erfand für ihre Widerstandskräfte den Begriff "Resilienz". Ausgeliehen ausgerechnet aus der Physik, die ihn für elastische Stoffe verwendet, die auch nach hoher Druckeinwirkung wieder in ihre Ursprungsform zurückkehren.

Es geht um Menschen, die sich vom Schicksal biegen lassen, aber nicht brechen. Darüber, woher diese Stärke kommt, ob sie in der Kindheit angelegt wird, auch später im Leben erlernbar ist oder wenigstens teilweise genetisch bedingt, ist die Forschung bis heute uneins.

Vermutlich hängt die Begabung zur Krisenbewältigung von einer komplexen Mischung aus Faktoren ab: Lebensumständen, sozialem Umfeld, individuellen Fähigkeiten. Den größten Einfluss haben dabei stabile Beziehungen: Schon die Liebe und Unterstützung einer einzigen Bezugsperson kann ausreichen, selbst Kindern, die in schwierigsten Verhältnissen aufwachsen, eine innere Stärke zu vermitteln,

die sie ein Leben lang durch Krisen trägt.

Sicher ist, dass viele Menschen häufig zäher sind, als man lange dachte. Vielleicht, so lassen sich inzwischen Studien deuten, sind die Resilienten sogar in der Mehrheit. Was sie ausmacht, ist vor allem der Blick auf das, was sich vor ihnen auftürmt: Anders als viele Mitmenschen sehen sie nicht nur die Bedrohung, sondern suchen nach dem, was zu tun ist.

Dabei funktioniert das Wiederaufstehen nicht als mechanischer Prozess. Psychische Resilienz meint nicht das Gegenteil von Trauer und Verzweiflung. Heißt nicht, alles Negative zu verdrängen, alle Gefühle ausschalten zu können. Auch die Resilienten erleben erschütternde Überforderung. Aber sie treten nicht dauerhaft den Rückzug aus dem Leben an. Wo andere vor der Katastrophe kapitulieren und wie in Schockstarre zurückbleiben, für immer Opfer des Geschehenen, finden die Resilienten irgendwann Willen und Wege, ihr Leben wieder selbst zu gestalten. Weiterzumachen, irgendwie.

Resilienz kann man trainieren!

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